Fotografisch begleitet wurde das Fest von dem Marburger Fotografen und Journalisten Georg Kronenberg. Seine Bilder finden Sie hier.
Über den ganzen Tag verteilt waren um die 500 Menschen zu Gast, als am Sonntag, den 15. Mai, auf dem Innenhof des Kunstmuseums der dort befindliche Art-Déco-Brunnen aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt wurde. Alle, die schon am Vormittag dabei waren, hielten jedoch den Atem an. Denn: Als Dr. Catharina Graepler und Dr. Bernhard Conrads, Vorsitzende der „Freunde des Kunstmuseum Marburg“, mit einem „Wasser Marsch“ den Brunnen zum fließen bringen wollten, zeigte sich zunächst kein Tropfen. Stattdessen tanzten aus den Ecken des Hofes blau gekleidete Gestalten auf den Brunnen zu und umkreisten ihn beschwörend zu HipHop-Klängen. Und plötzlich begann der Brunnen zu sprudeln.
Bevor die Tänzerinnen von „dance-art Marburg“ ihren Zauber wirken ließen, fand der Präsident der Philipps-Universität, Prof. Dr. Thomas Nauss, Worte der Anerkennung und Wertschätzung: „Ich finde, wir können uns keinen besseren Museumsfreundeskreis wünschen. Als das Kunstgebäude saniert, sein im Mittelpunkt stehender Brunnen aber noch in einem beklagenswerten Zustand war, haben sie nicht lange gezögert und über die problematische Situation geklagt. Sie haben die Herausforderung einfach angepackt; sie können sich gemeinsam mit den vielen Spenderinnen und Spendern, Beteiligten der Universität und aus Unternehmen und vielen Gästen darüber freuen, was sie erreicht haben: einen kunstvollen, wieder instand gesetzten Brunnen im Innenhof, in dessen Mitte wieder Wasser sprudelt.“
„Wir schenken Marburg einen Brunnen“ – mit dieser Botschaft zum Jubiläumsjahr Marburg 800 hatten die Museumsfreunde eingeladen. Ruth Fischer, Leiterin des Fachdienst Kultur, appellierte in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies für mehr Gemeinsamkeit auch in unserer Stadt: „Denn gerade heute ist es richtig und wichtig, diesen Grundgedanken der Gemeinschaft und des Gemeinnutzens zu stärken. Und ein Schritt dazu ist, das Kunstgebäude mit seinem Hof und seinem wunderbaren Art-Déco-Brunnen wieder zu einem gemeinsamen Ort der Stadtgesellschaft und Universität zu machen.“
Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck würdigte in seinem Grußwort die Leistungen des sehr lebendigen Vereins, der wichtige Impulse gebe und von großer Dynamik geprägt sei. Den Brunnen charakterisierte er als ausdrucksstarkes Kunstwerk, geprägt von Energie und Eleganz. „Mit dem Wasser kommt nun ein neues, belebendes Element hinzu!“ Er warb dafür, auch in Zeiten gesellschaftlicher Krisen und von Umbrüchen, die Orte der Kultur nicht zu vergessen und auch hier zu investieren.
Otterbeck sprach die Idee aus, den Innenhof des Kunstgebäudes zukünftig zu besonderen Anlässen kulturell zu nutzen, so dass er immer wieder zur Bühne für Kunst oder auch Musik wird.
Catharina Graepler dankte allen, die zum Gelingen des Brunnenprojektes ideell oder materiell beigetragen haben. Der Dank der Museumsfreunde und des Kunstmuseums gilt Manfred Schwarz vom Autohaus Nord als Hauptsponsor, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Universitätsstadt Marburg und der Philipps-Universität sowie den etwa 360 Spenderinnen und Spendern vornehmlich aus den Mitgliedschaften der Museumsfreunde und des Kunstvereins. Große Anerkennung verdienen die Firma Steinhütte, die Jugendbauhütte Hessen-Marburg und dem Brunnenspezialisten Axel Borgolte aus Kassel. Sie waren maßgeblich an den Sanierungsarbeiten des Baukunstwerks von Hubert Lütcke, der 1927 als Architekt des damals so genannten Jubiläumsbaus auch für die Gestaltung des Brunnens verantwortlich war, beteiligt.
Eine große Gruppe von Angehörigen der Familie Lütcke hatte die Reise nach Marburg unternommen, um dabei zu sein und mit eigenen Augen zu sehen, wie ein wesentliches Bauwerk ihres Großvaters in neuem Glanz erstrahlt.
Während des Festes sprang die Freude über das Geleistete auf die Gäste über, die wunderbare Stunden auf dem Brunnenhof erlebten – zu Beginn begleitet durch die beswingte Musik von Stefan Koch und Samuel Bos sowie im weiteren Verlauf durch das hinreißende Streichquartett von Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Schule/Musikschule. Bereichert wurde das Fest die durch die fachkundigen Vorträge von Thomas Jahn, Kunsthistoriker, und Ute Kohlhauer, die für die Bauabteilung der Universität als Architektin die Bauleitung innehatte.
Junge Besucherinnen und Besucher konnten dank verschiedener Angebote von Dozentinnen der KunstWerkStatt Marburg und Samira Idrisu, Museumspädagogin – selbst kreativ werden.
Alle Besucherinnen und Besucher des Kunstmuseums sind weiterhin eingeladen, im Brunnensaal des Museums den Performance-Film von Susanne Dilger „Gib dem Brunnen Wasser“ sowie eindrucksvolle Fotos zum Sanierungsverlauf des Brunnens zu bewundern. Wer diese Fotos sieht, kann ermessen, wie desolat der Zustand des Brunnens war, bevor vor knapp zwei Jahren die Sanierungsarbeiten begannen. Beide Präsentationen sind noch bis Ende Juni zu sehen.
Bernd Conrads