In der Regel zweimal jährlich bieten die Freunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Marburg e.V. eine Kulturfahrt an. Individuell, je nach Interesse und Kondition, erlebt man auf bequeme Weise (Busfahrt) im Kreise an Kultur interessierter Mitglieder Kunstgenuss vom Feinsten.
Unsere erste Reise 2024 führt zu den Kunstsammlungen Würth in Künzelsau und Schwäbisch Hall.
Einen ausführlichen Bericht mit Bildergalerie finden Sie unter “Aktuelles” vom 30. April 2024.
Impressionen in Wort und Bild aus dem Kreis der Reisegruppe
Dr. Cordula von Brandis-Stiehl
Seit meiner Erblindung hatte ich mir den unbekümmerten Zugang zur Kunst viele Jahre versagt – ich darf außer manchen Skulpturen die kostbaren Objekte ja nicht anfassen. Nur sehr sparsam leistete ich mir in den ersten Jahren besondere Führungen für mich. Dabei bemerkte ich, wie schnell bunte Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. So fand ich auch den Weg zu den Museumsfreunden, meldete mich zusammen mit meinem Mann zur Fahrt nach Künzelsau an. – Im Vorfeld wies ich auf meine besonderen Bedürfnisse der Verbalisierung von Werken hin. Diesem Wunsch widmeten sich auch stets die führenden Personen, ohne dass mir das Gefühl einer besonderen Belastung vermittelt wurde. Anfangs kam mir ein “Hm” in den Sinn, weil nie auf die Größe eines Kunstwerkes hingewiesen wurde. Dann lernte ich wieder etwas dazu: Ein großer Kreis um die Führerin bedeutet ein großes Werk, ein kleiner Kreis von Besuchenden weist auf ein kleines hin. Also brauche ich in einer Gruppe diese Zusatzinformation genauso wenig wie die sehenden Menschen um mich herum!

Dr. Günter Eichler
Das Geburtstagskonzert für Reinhold Würth, der selbst im Konzertsaal des Carmen Würth Forums anwesend war, gestalteten die Cellistin Sol Gabetta und das Baseler Kammerorchester unter der Leitung des Oboisten, Komponisten und Dirigenten Heinz Holliger. Benjamin Brittens (1913-1976) Cello Symphony, in Moskau 1964 uraufgeführt vom Auftraggeber Mstislav Rostropowitsch, der das Werk sehr schätzte, verlangte auch vom Auditorium konzentrierte Aufmerksamkeit. – Sol Gabetta belohnte diese mit einer herrlichen Zugabe, einem wohl als Improvisation entstandenen Duett ihrer eigenen Sopranstimme mit dem Cello. – Nach der Pause, in der die Firma Würth das Publikum großzügig bewirtete, musizierten die großartigen Baseler Musikerinnen und Musiker, passend zum Anlass des Konzertes, die 3. Sinfonie in Es Dur von Robert Schumann, wohl die heiterste seiner vier Sinfonien. Wir waren begeistert!

Von oben links nach unten rechts: Die Heiligen Georg und Mauritius, Die Verkündigung an Maria, Der Tempelgang Mariae, Die Heiligen Martin und Sebastian, Die Heiligen Michael und Stephanus, Die Heiligen Bartholomäus und Laurentius
Foto: Dr. Christa Eichler
Gudrun Hohorst
Ich habe so viele Erinnerungsfotos von Künzelsau und Schwäbisch Hall, dass ich mich gar nicht entscheiden kann. Man sieht überall die großzügigen Investitionen, die die Familie Würth den Städten angedeihen lässt. Schon der Empfang auf dem Platz des Museums Würth war für mich beachtlich!
Inge Maisch
Mich fasziniert es, wenn es Bildhauern wie Leonhard Kern gelingt, Hände und Füße so darzustellen, als seien sie lebendig. Wie bei seiner Skulptur „Herakles und Hippolyte“ (um 1615/20) die Zehen des rechten Fußes von Herakles und die Hand der Amazone Alkippe. Die drei Figuren des Kunstwerks erscheinen lebensnah, modern, und sie sind von allen Seiten gleichermaßen virtuos ausgearbeitet. – Dass der Künstler des frühen Barocks in ganz Europa nicht nur berühmt, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich war, habe ich erst Wikipedia und anderen Quellen entnommen. – Ungewöhnlich für die damalige Zeit waren seine weiten Reisen quer durch Europa und wahrscheinlich nach Afrika. Seine Kunst ist inspiriert von Vorbildern der italienischen Renaissance, des Frühbarocks und der Antike. Inwieweit Leonhard Kern in Afrika mit der dortigen Kunst in Berührung kam, ist leider nicht überliefert.

Dr. Veronika Rode
Es war eine tolle Fahrt!
Unsere Reiseziele 2023 waren das Arp-Museum Bahnhof Rolandseck und das Denkmalareal Sayner Hütte in Neuwied und die Holbein-Ausstellung im Städel in Frankfurt
Unser Reiseziel 2022 war die Documenta Fifteen in Kassel
Weitere Reisen
28. September 2019 | Museum Kolumba in Köln und Schloss Augustusburg in Brühl |
30. März 2019 | Hessisches Landesmuseum und Mathildenhöhe in Darmstadt |
27. Oktober 2018 | Kloster Marienhausen in Rüdesheim-Aulhausen und Kunstkeller des Weinguts Georg Müller Stiftung in Hattenheim |
8. März 2012 | Neue Galerie und Gemäldegalerie Alte Meister in Kassel |
26. Juni 2010 | Städel, Museum Giersch und Liebighaus in Frankfurt am Main |
22. Juli 2009 | Städel in Frankfurt am Main |
18. Juni 2008 | Museumslandschaft Hessen in Kassel |
7. Februar 2008 | Städel in Frankfurt am Main |
28. September 2019
Museum Kolumba in Köln und Schloss Augustusburg in Brühl

Das erste Ziel war das Museum Kolumba im Zentrum Kölns und in unmittelbarer Nähe zum Dom. Das Museum wurde von dem Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor über den Ruinen der im Zweiten Weltkrieg zerstörten spätgotischen Kirche St. Kolumba als Diözesanmuseum gebaut und 2007 eingeweiht. In einem Architekturwettbewerb setzte sich sein Entwurf gegen mehr als 160 Bewerber durch: »Wir wünschen uns ein lebendes Museum bezogen auf die Realität und die Würde des Vorhandenen, eine raumschaffende Architektur, zurückhaltende und langlebige Materialien, ein Minimum an Technik, Einfachheit und Funktionalität im Detail, eine sorgfältige und materialgerechte Ausführung, einen selbstverständlichen Ort für die Menschen und die Kunst.«
Das Baumaterial Backstein steht für den Wiederaufbau und macht das Flicken und Ergänzen der zerstörten Kirche sichtbar. „Lebendes Museum“ bedeutet, dass mehrfach im Jahr die Werke der eigenen Sammlung von alter und zeitgenössischer Kunst in veränderten Kontexten gezeigt und unter wechselnden Gesichtspunkten neu inszeniert werden. Das Motto der diesjährigen Jahresausstellung lautet „1919 49 69ff“. Es zeigt hundert Jahre Zeitgeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlicher Künstler, und wie diese mit ihren Werken auf historische Umbruchzeiten reagieren.
Nach einer Mittagspause am Rheinufer ging es weiter nach Brühl zum Schloss Augustusburg, einem Meisterwerk des Rokoko und Barock, für dessen Prunktreppenhaus Balthasar Neumann den Entwurf anfertigte und Dominique Girard ab 1728 die barocke Gartenanlage nach französischem Vorbild schuf. Das viele Jahrzehnte lang als Repräsentationsschloss der Bundesregierung genutzte Schloss gehört seit 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe.

30. März 2019
Hessisches Landesmuseum und Mathildenhöhe in Darmstadt

Das Hessiche Landesmuseum Darmstadt ist eines von drei hessischen Landesmuseen und gehört zu den ältesten öffentlichen Museen in Deutschland. Seine Bestände gehen auf eine umfangreiche Stiftung des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt im Jahr 1820 zurück. Als interdisziplinäres ‚Universalmuseum’ beherbergt es neben bedeutenden naturkundlichen und kulturhistorischen Sammlungen außergewöhnliche Beispiele aus vielen Bereichen der Kunstgeschichte, darunter einzigartige Druckgrafiken von Albrecht Dürer und Rembrandt.
Von 2007 bis 2014 war das Museum geschlossen, um es von Grund auf denkmalgerecht zu sanieren und renovieren. Dank fachkundiger Führungen konnten wir Einblicke in wesentliche Sammlungen des Hauses und die abwechslungsreiche Inszenierung der Objekte bekommen sowie viel über die neuen Konzepte des Museums erfahren.
Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe gilt weltweit als überragendes Zentrum des Jugendstils und ist seit 2021 UNESCO Welterbestätte. „Eine Stadt müssen wir erbauen, eine ganze Stadt.“ Diese Worte des berühmten Architekten der Mathildenhöhe, Joseph Maria Olbrich, sind in die Geschichte eingegangen. Das Darmstädter Bau-Ensemble ist bis heute architektonisch und künstlerisch wegweisend universell. Bei einem geführten Rundgang über die Mathildenhöhe lernten wir das Gesamtensemble mit Atelierhaus und Ausstellungsgebäude kennen und konnten eines der Künstlerhäuser besichtigen.
27. Oktober 2018
Kloster Marienhausen in Rüdesheim-Aulhausen und Kunstkeller des Weinguts Georg Müller Stiftung in Hattenheim
Zunächst fuhren wir zum Kloster Marienhausen nach Rüdesheim-Aulhausen und besichtigten dort die nach jahrelanger Sanierung wieder eröffneten Marienkirche, eine aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Zisterzienserinnenkirche.
Mit der gesamten künstlerischen Ausgestaltung wurde das Atelier Goldstein der Lebenshilfe Frankfurt beauftragt. Das Atelier gilt als eines der weltweit besten „Outsider Art“-Ateliers, in dem Künstlerinnen und Künstler mit unterschiedlichen Handicaps arbeiten. Ihnen ist es auf einzigartige Weise gelungen, mittelalterliche Spiritualität mit zeitgenössischer künstlerischer Gestaltung zusammen zu führen.
Nach einem Mittagessen im Kloster Marienhausen schloss sich ein Besuch des Kunstkellers im Weingut Georg Müller Stiftung in Hattenheim mit einer Kunstführung und einer Weinprobe an. 2004 hat die Galerie Rother Winter Wiesbaden in einem 250 Jahre alten Weinkeller-Gewölbe und für eine Fläche von 1000 qm eine permanente Ausstellung zeitgenössischer Kunst entwickelt, bestehend aus eindrucksvollen Installationen, Lichtobjekten, Malereien und Skulpturen.
